Inhaltsverzeichnis
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Definition
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Binäre Nomenklatur: Gattung und Art
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Autorenkürzel
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Unterart (ssp., subsp.)
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Varietät (.var)
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Convarietät (convar.)
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Sorte (Kultivar)
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Hybride
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Botanische Taxonomie
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Vorteile taxonomischer Systematik
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Carl von Linné
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Botanischer Garten
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Botanisches Museum
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Arboretum
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Relevante Pflanzenabteilungen
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Hinweis zur Gliederungslogik
Definition
Was ist Botanik ? Der Begriff "Botanik" bezeichnet die Wissenschaft der Pflanzen und ein Teilgebiet der Biologie, das heißt der Naturwissenschaft, die sich mit allen Lebewesen auf der Erde befasst.
In der Botanik (auch Pflanzenkunde oder Pflanzenbiologie) werden Aufbau, Stoffwechsel, Entwicklung, Fortpflanzung, Ordnung und Wachstum von Pflanzen wissenschaftlich untersucht.
Ferner werden in der Botanik die Umwelt- und Wechselbeziehungen von Pflanzen an ihrem Standort, die Gesamtheit aller Pflanzen in einem bestimmten Gebiet (vgl. Flora) sowie Inhaltsstoffe und wirtschaftlicher Nutzen von Pflanzen für den Menschen als Heilmittel, Nahrungsmittel oder Rohstoff erfasst.
Was ist und macht ein Botaniker ? Das Tätigkeitsfeld dieses Berufes ergibt sich aus der vorausgegangenen Definition: ein Botaniker ist ein Wissenschaftler, der die beschriebenen Forschungsbereiche der Botanik systematisch untersucht.
Weltweit werden heute etwa 300.000 Pflanzenarten unterschieden (vgl. Schautafel). Dabei dürfte die tatsächliche Anzahl deutlich größer sein, weil einige Gebiete auf der Erde wie z.B. der Amazonas-Regenwald noch nicht abschließend erforscht worden sind.
Pilze zählen in der botanischen Systematik nicht zu den Pflanzen und haben neben den Pflanzen (Botanik) und Tieren (Zoologie) ein eigenes Fachgebiet innerhalb der Biologie, die sog. Mykologie.
Die Flechte ist keine Pflanze im eigentlichen Sinn, sondern ein Doppelorganismus oder eine Symbiose aus Nicht-Pflanze (Pilz) und Nicht-Pflanze (Cyanobakterie) oder Nicht-Pflanze (Pilz) und Pflanze (Alge).
Als "Vater der Botanik" kann der griechische Philosoph und Naturforscher Theophrastos von Eressos (ca. 372 - 287 v. Chr.) genannt werden.
Theophrastos von Eressos entwickelte als erster eine Systematik von Pflanzen (Taxonomie) und errichtete in Athen eine wissenschaftliche Gartenanlage als Vorläufer der modernen botanischen Gärten.
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Binäre Nomenklatur: Gattung und Art
Was bedeutet binäre Nomenklatur ? Ähnlich der Namensgebung bei den meisten Menschen mit einem Familiennamen und einem Vornamen erhält in der Botanik jede Pflanze einen zweiteiligen Namen.
Gemäß dieser Definition werden dazu zwei unterschiedliche (kursiv geschriebene) Wörter verwendet, entweder
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aus der lateinischen oder griechischen Sprache,
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aus anderen Sprachen, die in die lateinische Sprachform gebracht wurden (sog. Latinisierung) oder
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beruhend auf latinisierten Namen von Botanikern, Naturforschern oder Biologie-Mäzenen i.w.S.
So verdanken die Dahlien ihren botanischen Gattungsnamen "Dahlia" dem latinisiertem Familiennamen des schwedischen Botanikers und Biologen Andreas Dahl.
Magnolien verdanken ihren botanischen Gattungsnamen "Magnolia" dem latinisierten Familiennamen des französischen Botanikers Pierre Magnol (1638–1715).
Oder der botanische Gattungsname "Smallanthus" der → Yacon-Pflanze, einem südamerikanischen Knollengemüse, würdigt den amerikanischen Botaniker John Kunkel Small (1869–1938).
Das zweinamige System der Benennung (Nomenklatur) von Lebewesen in der Biologie wird auch als binominale oder binäre Nomenklatur (zweiteilige Namensgebung) bezeichnet.
Das Wort "binär" leitet sich von den lateinischen Worten bini (="je zwei") bzw. von bina (="paarweise") ab.
Dabei ist der erste Namensteil stets ein Substantiv, dessen Anfangsbuchstabe großgeschrieben wird, und der die botanische Gattung benennt.
Innerhalb einer Gattung (Genus) werden verschiedene Arten (Species) mit gemeinsamen Merkmalen unterschieden.
Der zweite Namensteil wird kleingeschrieben, ist meist ein Adjektiv, benennt die Art innerhalb dieser Gattung und wird Art-Epitheton (= Zusatz) genannt.
Für den Begriff "Arten" existiert keine einheitliche biologische Definition, vielmehr gibt es zahlreiche Artkonzepte.
In den folgenden Kapiteln wird mit Foto-Beispielen u.a. vom Freiland-Bereich im Botanischen Garten München auf die Frage eingegangen, was Begriffe und Namen auf botanischen Schildern jeweils bedeuten.
Hinweis: Auch die Nanologie (Lehre der Gartenzwerge), verwendet die Binäre Nomenklatur (vgl. → Nanologie).
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Autorenkürzel
Was ist ein Autorenkürzel ? Bei der botanischen Benennung von Pflanzen spielt auch der Name des erstbeschreibenden Biologen eine Rolle.
Dieser Name wird der zu dessen Ehren als sog. Autorenkürzel an den Gattungs- oder Pflanzennamen angehängt.
Beim Autorenkürzel wird der Familienname des Autors meistens abgekürzt wie z.B. beim schwedischen Naturforscher Carl von Linné.
Er veröffentlichte 1753 den Gattungsnamen der als Beetblumen und Balkonblumen verwendeten Begonien, weshalb der Gattungsname wissenschaftlich "Begonia L." ausgeschrieben wird.
Das Autorenkürzel "L." steht dabei für Carl von Linné. Oder die Edelkastanie wird wissenschaftlich "Castanea sativa MILL." genannt.
Das Autorenkürzel "MILL." steht in diesem Fall für den englischen Gärtner und Botaniker Philip Miller (1691 - 1771), der diesen Baum als erster wissenschaftlich beschrieb.
Sind mehr als ein Botaniker an der Erstbeschreibung beteiligt, werden alle Autoren im Autorenkürzel berücksichtigt und zum Beispiel mit "&", "et" oder einem Komma getrennt.
Die Autorenkürzel von Pflanzen können bei der Botanik-Online-Datenbank International Plant Names Index (IPNI) abgefragt werden.
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Unterart (ssp., subsp.)
Was sind Unterarten (ssp., subsp.) ? Bei sehr formenreichen Pflanzen-Arten wird bisweilen die sekundäre Kategorie "Unterart" gebildet.
Diese Rangstufe ist allerdings nicht zwingend notwendig, eher unscharf definiert und wird in Botaniker- oder Pflanzenzüchter-Kreisen entweder stillschweigend oder gewollt akzeptiert.
Unterarten besitzen ein eigenes geographisches Verbreitungsgebiet (Areal) und eine Fortpflanzungsgemeinschaft.
Eine Unterart bezieht sich auf eine Gruppe von Pflanzen der gleichen botanischen Art, die alle das gleiche Aussehen oder das Merkmal bzw. die Merkmale aufweisen, weswegen die Unterart gebildet wurde.
Unterarten (Subspecies) werden in der botanischen Nomenklatur mit einem lateinischen Namen benannt und mit dem Verbindungswort "subsp." oder "ssp." (Abkürzung für Subspecies) an den Artnamen angehängt.
Als typisches Beispiel kann die Pflaume (Prunus domestica) genannt werden, deren Unterart, die Zwetschge, den wissenschaftlichen Namen "Prunus domestica subsp. domestica" trägt.
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Varietät (.var)
Was sind Varietäten (.var) ? Bei sehr formenreichen Pflanzen-Arten wird bisweilen die sekundäre Kategorie "Varietät" (von lateinisch: varietas) gebildet und mit der Abkürzung "var." an den Artnamen angehängt.
Diese Rangstufe ist wie die Unterart nicht zwingend notwendig, eher unscharf definiert und wird in Botaniker- oder Pflanzenzüchter-Kreisen entweder stillschweigend oder gewollt akzeptiert.
Botanische Varietäten (früher auch Spielarten oder Abarten) haben keine besondere Bedeutung in der Taxonomie und können eine Rangstufe unterhalb der Unterart für auffallende Merkmale von Zuchtpflanzen (Kulturpflanzen) festgelegt werden.
Außerdem kann der Begriff "Varietät" taxonomisch für Pflanzen verwendet werden, die durch bestimmte Umweltbedingungen wie Bodenbeschaffung oder Klima vom Idealtyp ihrer Art abweichen.
Typisch für Varietäten sind z.B. Unterschiede bei Geschmack, Gestalt und/oder Farbe.
Varietäten besitzen kein eigenes geographisches Verbreitungsgebiet (Areal) und beziehen sich auf einzelne Pflanzen innerhalb einer Unterart, die durch auffallende und taxonomisch nicht wichtige Merkmale vom Idealtyp der Unterart abweichen.
Bei den Blattsalaten gibt es zum Beispiel vom Gartensalat (Lactuca sativa) zahlreiche Varietäten wie den Eichblattsalat, den Eissalat / Eisbergsalat, den Kopfsalat oder den Römersalat. Auch der Chili (Capsicum annuum var. glabriusculum) ist eine Varietät des Paprika.
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Convarietät (convar.)
Was sind Convarietäten (convar.) ? Eine weitere Möglichkeit zur Unterteilung von gezüchteten Nutzpflanzen und Zierpflanzen (auch Kulturpflanzen) bietet sich mit der Convarietät (Konvarietät).
Die Convarietät steht in der Botanik zwischen der Unterart und der Varietät und wird mit "convar." abgekürzt.
Convarietäten sind zum Beispiel zahlreich beim Kohlgemüse, einer grünen und roten Blattgemüse-Art, zu finden.
Weitere Beispiele finden sich bei der Zucchini (Cucurbita pepo subsp. pepo convar. giromontiina), die eine Convarietät einer Unterart vom Gartenkürbis (Cucurbita pepo) ist oder beim Romanesco (Brassica oleracea convar. botrytis var. botrytis).
Gegenwärtig ist noch nicht abschliessend geklärt, ob Convarietät als systematische Einheit (Taxon) in der Botanik weitergeführt werden soll.
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Sorte (Kultivar)
Was sind Sorten bzw. Kultivare von Zuchtpflanzen ? Eine Pflanzen-Sorte (auch Cultivar, Kultivar) ist in der Botanik die Variante einer Pflanzen-Art mit bestimmten Merkmalen, die bei der Fortpflanzung erhalten bleiben.
Pflanzensorten entstehen einerseits durch Züchtung oder Auslese, bei der z.B. größere Nutzfrüchte, ein niedrigerer, höherer oder schönerer Wuchs, größere Blüten oder eine andere Blütenfarbe angestrebt werden.
Andererseits entstehen bisweilen neue Pflanzen-Formen zufällig und auf natürliche Weise. Die neue Form einer Pflanzenart wird botanisch als Sorte bezeichnet und erhält einen eigenen Sortennamen.
Bei Sortennamen von Pflanzen wird der erste Buchstabe gross und das gesamte Wort nicht kursiv geschrieben.
Sortennamen werden in einfache obere Anführungszeichen gesetzt und beruhen auf nicht latinisierten Phantasienamen.
Als Beispiel kann das Silberährengras der Sorte Lemperg genannt werden, dass folgendermassen geschrieben wird: Stipa calamagrostis 'Lemperg'.
Der Sortenname wird in der botanischen Nomenklatur also hinter dem Artnamen angehängt.
Die korrekte Namensgebung für Kulturpflanzen-Sorten wird im "Internationalen Code der Nomenklatur der Kulturpflanzen" geregelt (englisch: International Code of Nomenclature for Cultivated Plants, kurz: ICNCP).
Das aktuell gültige Schriftwerk dieser Regelungen kann kostenpflichtig bei der Internationalen Gesellschaft für Gartenbau-Wissenschaften bezogen werden (englisch: International Society for Horticultural Science, kurz: ISHS).
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Hybride
Was sind Hybriden ? Zunächst ist "hybrid" nicht mit dem im Fahrzeug-Bereich verwendeten Ausdruck zu verwechseln.
Dort bedeutet "Hybrid-Auto" z.B. dass in einem PKW zwei oder mehrere Antriebskonzepte (meist Verbrennungsmotor und Elektromotor) zum Einsatz kommen.
In der Botanik wird der Begriff "Hybride" oder "Hybriden" (von griechisch: hybrida) für die Nachkommen der beabsichtigten oder zufälligen (natürlichen) Kreuzung von Pflanzen aus verschiedenen Gattungen, Arten oder Unterarten verwendet.
Frühere und umgangssprachliche Ausdrücke für "Hybride" waren auch Bastard, Mischling oder Mischform.
Botanische Hybriden enthalten ein x zwischen Gattungsname und Artname wie das nachfolgende Namensschild der Purpus-Heckenkirsche (Lonicera x purpusii 'Winter Beauty'), einem Kleinstrauch, im Botanischen Garten München zeigt.
Dabei handelt es sich um eine Hybride aus Wohlriechender Heckenkirsche (Lonicera fragrantissima) und Stinkender Heckenkirsche (Lonicera standishii):
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Botanische Taxonomie
Was bedeutet der Begriff "botanische Taxonomie" ? In der Botanik werden die verschiedenen Pflanzen, wie auch in der gesamten Biologie, in einer Systematik mit eindeutigen Begriffen hierarchisch strukturiert.
Diese Systematik, auch Taxonomie genannt (englisch: taxonomy), unterteilt sich nach dem "International Code of Nomenclature for algae, fungi, and plants (ICN)" absteigend in die folgenden 7 Haupt-Rangstufen: Reich, Abteilung, Klasse, Ordnung, Familie, Gattung und Art.
Bei der Gliederungslogik der systematischen Botanik verringert sich fortlaufend von den Arten bis hin zu den Reichen die Schnittmenge von gemeinsamen botanischen Eigenschaften verschiedener Pflanzen.
So werden z.B. innerhalb einer Gattung (Genus) verschiedene Arten (Species) mit gemeinsamen Merkmalen unterschieden und eine Gruppe von Gattungen mit gemeinsamen Merkmalen wird wiederum zu einer Familie zusammengefasst usw.
Bei Pflanzen enden die Namen von Abteilungen meist auf -phyta, von Unterabteilungen auf -phytina, von Klassen auf -opsida, von Unterklassen auf -idae, von Ordnungen auf -ales, von Unterordnungen auf -ineae, von Familien auf -aceae, von Unterfamilien auf -oideae, von Tribus auf -eae und von Subtribus auf -inae.
→ Vgl. hierzu auch Pflanzenfamilien der Laubbäume und Pflanzenfamilien der Nadelbäume
Zur Weiterentwicklung der botanischen Taxonomie findet alle sechs Jahre der "Internationale Botanische Kongress" mit Botanikern aus aller Welt statt (englisch: International Botanical Congress, kurz: IBC).
Auf dieser weltweit wichtigsten Botanikertagung werden die Regeln für den "Internationalen Code der Nomenklatur für Algen, Pilze und Pflanzen (ICN)" immer wieder dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung angepasst.
Wenn in einer der 7 botanischen Rangstufen vom Reich bis zur Art viele Pflanzen existieren, kann es bisweilen Sinn machen, eine feinere Unterteilung mit Nebenrangstufen vorzunehmen.
So können die Reiche (lat. regnum) weiter in Unterreiche (lat. subregnum) unterteilt werden, Abteilungen (lat. divisio) in Unterabteilungen (lat. subdivisio) und Klassen (lat. classis) zusätzlich in Überklassen (lat. superclassis) und Unterklassen (lat. subclassis).
Ordnungen (lat. ordo) können zusätzlich in Überordnungen (lat. superordo), Unterordnungen (lat. subordo) oder Teilordnungen (lat. infraordo) gegliedert werden und Familien (lat. famiia) zusätzlich in Überfamilien (lat. superfamilia) und Unterfamilien (lat. subfamilia).
Um bestimmte Pflanzen-Gruppen noch feiner zu untergliedern, werden Pflanzen-Familien bisweilen noch in Tribus (und falls nötig in Subtribus/Untertribus) als weitere Rangstufe zwischen Gattung und Unterfamilie unterteilt. Triben gibt es z.B. innerhalb der Bambusgewächse oder der Orchideen.
Ferner können in der botanischen Taxonomie die Pflanzen-Gattungen bei Bedarf weiter in Sektionen und Serien unterteilt werden sowie Pflanzen-Arten weiter in Unterarten und Varietäten.
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Vorteile taxonomischer Systematik
Die botanische Taxonomie mit der weltweit geltenden binären Nomenklatur von Carl von Linné brachte Ordnung in die bis dahin existierende Vielfalt unterschiedlicher botanischer Begriffe für eine bestimmte Pflanze.
Sie schaffte die Voraussetzung dafür, dass Biologen, Landschaftsarchitekten, Landschaftsgärtner und Hobby-Gärtner weltweit bei der Pflanzenbestimmung oder dem Austausch einer botanischen Pflanzenliste eindeutige Namen verwenden können.
Das ist sinnvoll, denn in unterschiedlichen Sprachen gibt es oft mehrere Bezeichnungen für ein und dieselbe Pflanze, was immer wieder zu Missverständnissen und Verwirrungen geführt hat.
Der Vorteil der binären Nomenklatur kann sehr gut am Beispiel der Bezeichnung "Butterblume" gezeigt werden.
Dabei handelt es sich um einen umgangssprachlichen Trivialnamen, der im deutschsprachigen Raum je nach Region unterschiedliche Blumenarten bezeichnet.
So wird der Begriff "Butterblume" in Norddeutschland z.B. für den Gewöhnlichen Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia), in Süddeutschland für den Scharfen Hahnenfuß (Ranunculus acris), in der Schweiz für die Trollblume (Trollius europaeus) oder auch allgemein für Sumpfdotterblume (Caltha palustris) verwendet.
Das bedeutet: Ohne Detail-Fotos oder Rückgriff auf eine eindeutige botanische Nomenklatur könnte mit dem Begriff "Butterblume" die tatsächlich gemeinte Pflanze nicht zweifelsfrei in einer Diskussion bestimmt werden.
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Carl von Linné
Die vollständige wissenschaftlichen Benennung von Pflanzen mit der binären Nomenklatur geht auf den Arzt, Biologen und Botaniker Carl von Linné (1707 - 1778) aus Schweden zurück.
Carl von Linné baute bei der Entwicklung seiner Taxonomie (auch das Linnésche System genannt) z.B. auf die Vorarbeiten der folgenden Wissenschafter auf (deren botanische Autorenkürzel AK sind jeweils in Klammern angegeben):
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Caspar Bauhin (1560 - 1624): Schweizer Botaniker und Professor der Anatomie (AK: C.Bauhin)
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Joseph Pitton de Tournefort (1656 - 1708): französischer Botaniker und Naturforscher (AK: Tourn)
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John Ray (1627-1705): britischer Theologe und Naturforscher (AK: Ray)
Carl von Linné war Professor am Lehrstuhl für Botanik, Medizin und Mathematik an der schwedischen Universität Uppsala.
Er benannte 1753 in seinem Botanik-Lehrbuch "Species Plantarum" über 7.000 Pflanzenarten erstmals durchgängig mit zweiteiligen Namen.
Auf dem II. Internationalen Botanischen Kongress 1905 in Wien, einem weltweiten Treffen von Botanikern, wurde die botanische Nomenklatur von Carl von Linné dann offiziell als neue wissenschaftliche Terminologie für Pflanzen bestätigt.
In der Geschichte der Botanik gilt Carl von Linné deshalb als Vater der modernen Pflanzen-Systematik und sein Name ist aus diesem Grund in vielen Botanischen Gärten auf Informationstafeln über Taxonomie zu finden.
Die Arbeit von Carl von Linné war nicht nur ein wichtiger Wegbereiter für die systematische Benennung der Pflanzenwelt (Flora), sondern auch für die wissenschaftliche Erfassung der Fauna, also der Gesamtheit aller Tierarten.
So enthielt sein Lehrbuch "Systema Naturae" in der 10. Auflage von 1758 zum ersten Mal in seinem Werk zweiteilige Namen für über 6.000 Tierarten.
Im Vorjahr (1757) hatte der Zoologe Carl Alexander Clerck bereits ein Lehrbuch über schwedische Spinnen vorgestellt ("Svenska Spindlar"), in dem er als erster die binominale oder binäre Nomenklatur einsetzte. Er und Carl von Linné gelten deshalb heute als die Begründer der modernen zoologischen Nomenklatur.
Nicht zu vergessen, dass Carl von Linné ein wichtiger Wegbereiter der Evolutionstheorie im 19. und 20. Jahrhundert war, also der Theorie über die Entstehung und Veränderung der Arten:
Einerseits ermöglichte seine hierarchische Taxonomie und einheitliche Systematik der binominalen Nomenklatur die Erfassung der großen Artenvielfalt in der Biologie.
Andererseits regte Carl von Linné, indem er sich für die zu seiner Zeit populäre Theorie von der Konstanz der Arten aussprach, andere Wissenschaftler zu weitergehenden Forschungen an und damit zur Entwicklung der modernen Evolutionstheorie im 19. und 20. Jahrhundert.
Nach der Theorie von der Konstanz der Arten sollen alle Arten auf der Erde in einem einmaligen Prozess der Schöpfung geschaffen worden sein und sich seitdem nicht mehr verändert haben.
Diese Theorie wurde spätestens mit dem 1858 erschienenen Buch "Über die Entstehung der Arten" von Charles Darwin (1809 –1882) von der Evolutionstheorie abgelöst, die davon ausgeht, dass sich vererbare Eigenschaften von Lebewesen in jeder Generation ändern können.
Carl von Linné hatte einen gleichnamigen Sohn, der ebenfalls als Botaniker und Naturforscher tätig war und als Professor für Botanik an der schwedischen Universität Uppsala lehrte.
Carl von Linné der Jüngere (1741 - 1783) beendete das Manuskript "Supplementum Plantarum Systematis Vegetabilium" seines Vaters.
Dieses Werk ergänzte mit 93 neuen Pflanzen-Gattungen die beiden Lehrbücher seines Vaters "Genera Plantarum" von 1737 und "Species Plantarum" von 1753.
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Botanischer Garten
Was ist ein Botanischer Garten ? Der Begriff bezeichnet eine großräumig angelegte Gartenanlage, in der große Sammlungen von holzigen und krautigen Pflanzen kultiviert werden.
Die einheimischen oder exotischen Pflanzen werden dort größtenteils nach botanischer Herkunft und Pflanzenarten sortiert.
Ein Botanischer Garten dient nicht nur dem Artenschutz, dem Erhalt der biologischen Vielfalt und der Erholung seiner Besucher, sondern auch der wissenschaftlichen Forschung von Biologie-Abteilungen von Hochschulen und Universitäten.
Außerdem ermöglicht ein Botanischer Garten Pflanzen-Interessierten ein privates Studium der Botanik und dient mit Schildern, Schautafeln und botanischen Exkursionen der Vermittlung von Wissen (vgl. z.B. Blumentypen).
Die Wurzeln der Botanischen Gärten in Europa reichen bis in die Renaissance im 15. - 17. Jahrhundert zurück, in der die Kunst und der Geist der Antike eine Wiedergeburt erlebte.
In der Antike war die Philosophie noch eng mit der Pflanzenkunde und Gärten verbunden, weshalb nun ein intensives Studium der Natur und Pflanzenkunde in wissenschaftliche Gartenanlagen stattfand.
So wie es bereits der Naturforscher und Philosoph Theophrastos von Eresos (ca. 372 - 287 v. Chr.) im Nationalgarten von Athen exercierte.
Theophrastos von Eresos, der Verfasser von "Naturgeschichte der Gewächse", war damit vermutlich der Gründer des ersten Botanischen Gartens.
Im Zuge der Renaissance wurden die ersten Botanischen Gärten in Europa in Italien angelegt: der erste 1543 in Padua (vgl. weiter unten), der zweite 1545 in Pisa und der dritte 1568 in Bologna.
Die folgende Übersicht nach Bundesländern zeigt die Städte in Deutschland mit einem Botanischen Garten:
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Baden-Württemberg: Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe, Konstanz, Stuttgart, Tübingen, Ulm
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Bayern: Augsburg, Bayreuth, Eichstätt, Erlangen, Ingolstadt, München, Regensburg, Würzburg
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Berlin: Berlin-Dahlem
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Brandenburg: Eberswalde, Potsdam, Templin
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Bremen
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Hamburg
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Hessen: Darmstadt, Frankfurt am Main, Gießen, Marburg
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Mecklenburg-Vorpommern: Greifswald, Rostock, Usedom
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Niedersachsen: Braunschweig, Göttingen, Hannover, Hannoversch Münden, Oldenburg, Osnabrück
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Nordrhein-Westfalen: Aachen, Bochum, Bonn, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Gütersloh, Köln, Krefeld, Mönchengladbach, Münster, Neuss, Solingen, Wuppertal
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Rheinland-Pfalz: Mainz
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Saarland: Saarbrücken
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Sachsen: Adorf/Vogtland, Chemnitz, Dresden, Leipzig, Schellerhau (Altenberg), Tharandt
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Sachsen-Anhalt: Halle (Saale)
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Schleswig-Holstein: Ellerhoop, Kiel
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Thüringen: Altenburg, Jena, Oberhof
In Österreich gibt es Botanische Gärten in den Städten Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz, Salzburg und Wien.
In der Schweiz findet sich ein Botanischer Garten in den Städten Basel, Bern, Brissago, Freiburg, Genf, Grüningen, Lausanne, Neuenburg, Pruntrut, St. Gallen und Zürich.
Eine Variante sind Botanische Gärten mit einer Spezialisierung auf eine bestimmte Pflanzenart wie der Botanische Obstgarten in Heilbronn.
Ferner gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz folgende Botanische Alpengärten:
Der größte botanische Garten in Deutschland befindet sich in Berlin-Dahlem. Mit rund 22.000 Pflanzenarten auf einer Fläche von 43 Hektar ist er gleichzeitig der größte botanische Garten in Europa.
Rein auf die Fläche bezogen zählt auch der Botanische Garten Dortmund, der sog. Rombergpark, auf einer Fläche von 65 Hektar zu den größten botanischen Gärten in Deutschland, Europa und der Welt.
Zu den größten botanischen Gärten der Welt zählen neben dem botanischen Garten Berlin-Dahlem auch der Missouri Botanical Garden in St. Louis (Bundesstaat Missouri, USA), der Royal Botanic Gardens (Kew) in London (England) und der "Jardin botanique de Montréal" in Montreal (Kanada).
Die Wilhelma im Stadtteil Bad Cannstadt in Stuttgart ist der einzige zoologisch-botanische Garten in Deutschland und Europa mit gleichzeitiger Tierwelt (Fauna) und Pflanzenwelt (Flora).
Der älteste botanische Garten in Deutschland nach Gründungsjahr ist der botanische Garten der Universität Leipzig.
Er gilt spätestens um das Jahr 1580 als fertiggestellt, sein Gelände wurde allerdings mehrmals verlegt.
Der älteste botanische Garten Deutschlands, der sich noch an seinem ursprünglichen Standort befindet, geht auf das Jahr 1609 zurück und liegt in der Universitätsstadt Gießen.
Der zweitälteste Botanische Garten in Deutschland wurde im Jahr 1586 in Jena gegründet. Der drittälteste Botanische Garten Deutschlands wurde im Jahr 1593 in Heidelberg gegründet.
Der älteste öffentliche botanische Garten der Welt, der "Orto Botanico di Padova", befindet sich in der italienischen Stadt Padua:
Er wurde 1543 gegründet und beherbergt die 1585 gepflanzte "Goethe-Palme", die Johann Wolfgang von Goethe 1790 in "Die Metamorphose der Pflanzen" erwähnte, einem botanischen Lehrbuch über die Anpassung von Pflanzen an ihre jeweiligen Umweltbedingungen.
Der botanische Garten Padua gehört zur Universität Padua und wurde 1997 in die Liste des Welterbe der UNESCO aufgenommen.
Wer einmal Urlaub mitten in einem botanischen Garten machen möchte, für den gibt es das Delphin Botanik Hotel in der Türkei.
Das Fünf-Sterne-Hotel liegt in Karaburun/Okurcular nahe der Stadt Alanya an der türkischen Riviera.
Das Delphin Botanik Hotel ist umgeben von einer beeindruckenden etwa 90.000 m² großen tropischen Gartenanlage bestehend aus unzähligen mediterranen Bäumen und Pflanzen.
Es erinnert an eine Mischung aus botanischem Garten und Oase, woraus sich auch der Name Delphin Botanik ableitet.
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Botanisches Museum
Als eine Ergänzung zum Botanischen Garten gibt es im deutschsprachigen Raum z.B. in den Städten Berlin, Greifswald, Hamburg, Klagenfurt, München oder Zürich jeweils ein Botanisches Museum, in dem ein tiefergehendes Studium der Botanik möglich ist.
In Botanischen Museen werden z.B. auf folgende Weise detailliertes botanisches Wissen vermittelt:
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Maßstabsgetreue Pflanzen-Modelle aus verschiedenen Materialien (z.B. Glasmodelle der Blaschkas)
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Sammlungen von getrockneten und gepressten Pflanzenteilen oder Pflanzen (Herbarium)
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Modell-Vergrößerungen zur Darstellung feiner Pflanzen-Strukturen
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Verkleinerte Modelle in Schaukästen (Dioramen) zum Darstellen von Vegetationstypen in der Natur
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Arboretum
Was ist ein "Arboretum" ? Der Begriff stammt vom lateinischen Wort "arbor" ab, das auf deutsch Baum bedeutet.
Er bezeichnet in diesem Lexikon ein abgegrenztes Areal im Freigelände, in dem überwiegend Bäume und Sträucher gepflanzt sind.
Die dortigen Pflanzen-Sammlungen für botanische Studien können aus einheimischen und/oder exotischen Gehölzen bestehen.
Arboreten gibt es in Botanischen Gärten, Garten- und Landschaftsparks oder in forstwissenschaftlich betriebenen Staatsforsten.
Was ist ein Pinetum ? Ein Arboretum, in dem nur Nadelgehölze angepflanzt werden, wird als Pinetum bezeichnet, abgeleitet vom lateinischen Wort "pinetum", das im Deutschen Fichtenwald bedeutet.
Was ist ein Fruticetum ? Ein Arboretum, in dem nur Sträucher angepflanzt werden, wird als Fruticetum bezeichnet, abgeleitet vom lateinischen Wort "frutex", das im Deutschen Strauch, Busch oder Gebüsch bedeutet.
Das flächenmäßig größte Arboretum in Deutschland, das 100 verschiedene Laubbaum- und Nadelbaumarten umfasst, ist das 250 ha große Arboretum Burgholz zwischen Solingen und Wuppertal (NRW).
Das flächenmäßig größte Arboretum in der Schweiz, das über 4.000 Bäume, Sträucher und Halbsträucher umfasst, ist das 200 ha große Arboretum in Aubonne im Kanton Waadt (Distrikt Morges).
Das flächenmäßig größte Arboretum in Österreich, das über 700 Baum-Arten und -Sorten umfasst, ist das 8 ha große Arboretum auf dem südwestlichen Abhang vom Freinberg der Stadt Linz (Oberösterreich).
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Relevante Pflanzenabteilungen
Im Pflanzen- und Gartenlexikon "Garten-Treffpunkt.de" werden zwei Pflanzen-Abteilungen thematisiert, die ausschließlich Landpflanzen (Embryophyta) beinhalten:
Im Unterschied zu den Moosen haben Gefäßpflanzen eine Wurzel mit Leitungsgewebe (Sprossachse mit Blättern). Gefäßpflanzen unterteilen sich in der Botanik weiter in folgende Unterabteilungen:
- Echte Farne (Polypodiopsida)
- Schachtelhalme (Equisetum)
Zur Unterabteilung der Samenpflanzen im Garten, die im weiteren Sinn auch Blütenpflanzen genannt werden, zählen die beiden Klassen der Nacktsamigen Pflanzen und Bedecktsamigen Pflanzen:
- Ginkgopflanzen (Ginkgoopsida): einziger Vertreter ist der Ginko-Baum
- Nadelhölzer/Koniferen (Pinophyta)
Ein Großteil der Gartenpflanzen in diesem Lexikon wie auch in der Botanik zählt zu den Samenpflanzen.
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Hinweis zur Gliederungslogik
Die Kategorien-Bildung und Gliederung in diesem Pflanzenlexikon erfolgt nicht nach botanischer Systematik (Taxonomie), sondern nach gärtnerischen Gesichtspunkten.
Es werden außerdem Begriffe verwendet, die im Pflanzen-Handel (Baumschule, Gartencenter) oder Lebensmittel-Bereich gebräuchlich sind:
Bäume
Blütenbaum - Giftbaum - Laubbaum - Nadelbaum - Nußbaum - Obstbaum - Kleinbaum - Großbaum - Zierbaum
Blumen
Alpenblume » Beetblume » Dufblume » Schnittblume » Topfblume » Giftblume » Knollenblume » Wildblume »
Trauerblume » Zwiebelblume » Dauerblüher » Frühlingsblume » Sommerblume » Herbstblume » Winterblume »
Gemüse
Blattgemüse » Blütengemüse » Hülsenfrucht » Fruchtgemüse » Lauchgemüse » Sprossen » Wurzelgemüse »
Gräser
Bambus » Getreide » Schilfrohr » Ziergras »
Hecken
Blütenhecke - Dufthecke - Dornenhecke - Immergrün - Langsam wachsende - Schnellwachsende - Vogelhecke
Kräuter
Duftkraut » Giftkraut » Heilkraut » Küchenkraut » Salatkraut » Kräutertee » Unkraut » Wildkraut » Zierkraut »
Sträucher
Blütenstrauch - Duftstrauch - Fruchtstrauch - Giftstrauch - Immergrüne - Obststrauch - Wildstrauch - Zierstrauch
Bei diesen Pflanzenarten sind Baum, Gras, Hülsenfrucht, Bambus, Schilfrohr und Strauch botanische Begriffe.
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