Schilfe - Schilfrohr - Schilfpflanzen
 

Inhaltsverzeichnis

  1. Definition, Eigenschaften, Merkmale
  2. Arten, Sorten, Beispiele
  3. Bedeutung im Garten und in freier Natur
  4. Tipps zum Schneiden
  5. Nutzen als Rohstoff und Nahrungsmittel
  6. Biologische Abwasserreinigung und Wasserreinigung
  7. Bedeutung für Tiere

Definition, Eigenschaften, Merkmale

Was ist Schilf bzw. Schilfrohr ? Das Gemeine Schilf bzw. das Schilfrohr (botanisch: Phragmites australis) zählt in der Botanik zur Pflanzen-Familie der Süßgräser (Poaceae) innerhalb der Samenpflanzen.

Schilfpflanzen (englisch: reed) kommen bis auf die Antarktis weltweit auf allen Kontinenten der Erde vor.

Der Name "Phragmites" hat seinen Ursprung in dem altgriechischen Wort "Phragma" für Zaun oder Trennwand.

Er bezieht sich einerseits darauf, dass Schilfpflanzen in der Natur oft einen Zaun zwischen Land und Wasser bilden, und andererseits getrocknete Schilfhalme zur Herstellung von Schilfzäunen verwendet werden.

Schilf zählt zu den Sumpfpflanzen und wächst typischerweise an den Rändern von Sumpfgebieten mit hohem Grundwasser-Spiegel (Röhricht-Zone) oder an Gewässer-Rändern von Seen und Teichen (Gartenteichen).

Das sommergrüne Schilfrohr besteht aus einem etwa 1 cm dicken Halm mit Blättern, einer von Juli bis September blühenden etwa 25 bis 40 cm langen Blütenrispe mit Ährchen und einem Wurzelgeflecht (Rhizom).

Vor dem Winter sterben die Halme der Schilfpflanzen ab und bekommen einen dunkelgelben bis braunen Farbton.

 

Phragmites-Schilfrohr-Blütenrispen mit Blütenährchen
Bild: Blütenrispen mit Blütenährchen von Schilfrohr (Phragmites)

 

Die Schilf-Vermehrung erfolgt neben der Verbreitung von Samen hauptsächlich über mehrere Meter lange Wurzel-Ausläufer oder durch lange, horizontal wachsende Halme, an deren Knoten sich wiederum Wurzeln bilden.

 

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Arten, Sorten, Beispiele

Schilfe werden in Europa abhängig von ihrer Wuchshöhe in drei Unterarten (nicht Schilfsorten) der Gattung Phragmites gegliedert.

Man kann sie als folgende Wasserpflanzen für den Garten beim Pflanzenversand oder Gartencenter kaufen:

 

  • Zwergschilf/Zwergschilfrohr (Phragmites australis ssp. humilis): Wuchshöhe bis ca. 1 Meter

  • Gemeines Schilf/Schilfrohr (Phragmites australis ssp. australis): Wuchshöhe bis ca. 4 Meter

  • Riesenschilf/Riesenschilfrohr (Phragmites australis ssp. altissimus): Wuchshöhe bis ca. 10 Meter

 

Phragmites Schilf-Röhricht an einem Waldweiher in Oberbayern
Bild: Schilfrohr (Phragmites australis) an einem Waldweiher in Oberbayern *

 

Das Riesenchinaschilf (Miscanthus x giganteus) verdankt seinen Namen der Ähnlichkeit mit dem Gemeinen Schilf.

Es zählt jedoch innerhalb der Süßgräser zur Pflanzen-Gattung der Stielblütengräser und ist keine Wasserpflanze.

 

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Bedeutung im Garten und in freier Natur

Schilf eignet sich im Garten als Sommer-Sichtschutz am Gartenteich oder zur Wasserreinigung für die Filter- oder Regenerationszone in einem Schwimmteich.

In freier Natur tragen Schilfe durch ihre dicht wachsenden Halme, in denen sich anorganisches Material wie Humus oder Schlamm sammelt, zur Verlandung von Wasserflächen bei.

Allerdings zählt Schilfrohr wie auch Rohrkolben (Typha) zu den schnellwachsenden Gräsern, die wie die Bambuspflanzen sehr stark wuchern und in der Wachstumszeit bis zu 3 cm am Tag wachsen.

Um zu verhindern, dass sich Schilfpflanzen unkontrolliert ausbreiten, müssen sie deshalb mit einer Wurzelsperre oder Rhizomsperre begrenzt werden.

Ferner kann das starke Wuchern von Schilf-Gräsern im Garten oder Gartenteich eingegrenzt werden, indem man sie als Kübelpflanzen im Wasser hält.

 

Gartenteich mit Schilf im Kübel
Bild: Schilfrohr (Phragmites australis) im Kübel in einem Gartenteich

 

Schilfpflanzen finden in der Gartengestaltung Verwendung als begleitende Sumpfpflanzen neben Blumenarten für feucht-nasse Böden, Seggen (Carex), Hainsimsen (Luzula) oder Bambuspflanzen.

 

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Tipps zum Schneiden

Wer Schilf im Herbst im Rahmen der Gartengestaltung schneiden möchte, sollte die Schilfrohre und -halme aus zwei Gründen ein gutes Stück überhalb der Wasseroberfläche schneiden:

Zum einen ermöglicht diese Schnitthöhe einen weiteren Gasaustausch zwischen Wasseroberfläche und Teichboden über die Hohlräume in den Schilfhalmen, wenn der Gartenteich oder Schwimmteich im Winter zugefroren ist.

Zum anderen schützt diese Schnitthöhe das Schilfrohr davor, dass Wasser in die Hohlräume geraten kann und dann bei Frost die Pflanzen durch die Wasserausdehnung zerstört.

 

Schilfrohr bzw. Schilf im Winter an einem kleinen Weiher
Bild: Schilf (Phragmites australis) im Winter an einem Weiher *

 

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Nutzen als Rohstoff und Nahrungsmittel

Schilf bzw. Schilfrohr weist einen sehr hohen Gehalt von Kieselsäure/Silizium auf. Es hat deshalb auch ohne chemische Zusatzstoffe sehr gute wasserabweisende Eigenschaften und ist schwer entflammbar.

Weil die Hohlräume zwischen den Knoten der Schilfhalme mit Luft gefüllt sind, stellt Schilfrohr zudem ein gutes Isoliermaterial dar.

Dank dieser Eigenschaften sind Schilfpflanzen seit tausenden von Jahren von Nutzen als Baumaterial und Fertigungsstoff.

Sei es in der Form von Schilfrohrplatten zum Dachdecken (→ Reeth-/Reet-Dächer), zur Schalldämmung oder als Rohstoff zur Zellulose-/Papierherstellung.

Schilf findet ferner Verwendung als Trennwand, Putzträger und Wärme-Dämmstoff (z.B. Schilfrohr-Dämmmatten auf Außenmauern mit Lehmputz).

Eine weitere Nutzung von Schilf bzw. Schilfrohr im Garten gibt es in Form von Schilfrohrmatten (Schilfmatten):

Dickere Schilfrohrmatten werden für die Wärmedämmung (z.B. als Kälteschutz für Pflanzen im Winter) oder als Zäune, Windschutz-Wände (z.B. Balkonverkleidung, Balkonblende) und Sichtschutz für die Terrasse verwendet.

Dünnere und locker gebundene Schilfmatten eignen sich z.B. als Lichtschutz in Gewächshäusern.

In früheren Zeiten fand Schilf auch als Holz-Ersatz und Brennstoff zum Heizen und Kochen Verwendung.

Neuere Forschungen z.B. von der Universität Greifswald sprechen dem Schilfrohr eine grundsätzliche Eignung als Brennstoff in Kleinkraftwerken zu. Jedoch fehlt aktuell noch eine Einstufung als nachwachsender Rohstoff.

In bestimmten Gegenden wird/wurde Schilfrohr auch als Nahrungsmittel verwendet. So z.B. die jungen Sprossen im Frühjahr als Sprossengemüse oder die Rhizome bzw. Wurzeln im Herbst als Mehl-Ersatz zum Brot-Backen.

 

Riesenschilf mit goldbrauner Herbstfärbung im November
Bild: Schilf (Phragmites australis) im November *

 

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Biologische Abwasserreinigung und Wasserreinigung

Schilf-Pflanzen werden von Mikroorganismen (z.B. Bakterien) besiedelt, die antibakterielle Stoffe sowohl im Wurzelbereich als auch bei den Halmen ins umgebende Wasser abgeben.

Aus diesem Grund eignet sich Schilfrohr in sog. Pflanzenkläranlagen zur Reinigung von Abwasser.

Befinden sich im Wasser Krankheitserreger (pathogene Bakterien) wie Typhus-Salmonellen, Ruhr-Shigellen oder Cholera-Vibrionen, werden diese beim Durchfliessen der Schilfpflanzen weitgehend abgebaut bzw. gebunden.

Wegen seiner reinigenden Wirkung findet Schilf im Garten zur Reinigung von Schwimmteichen Verwendung.

 

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Bedeutung für Tiere

Größere Ansammlungen von Schilfpflanzen (sog. Schilfröhrichte) in Flachwasserbereichen und an Uferrändern von Gewässern sind ein wichtiger Lebensraum und Brutort für zahlreiche Tierrarten.

Zu nennen sind Enten- und Vogelarten (z.B. Bekassine, Haubentaucher, Rohrsänger), Amphibien (z.B. Grünfrösche, Salamander), Reptilien (z.B. Ringelnattern) oder Insekten (z.B. Käfer, Libellen, Schmetterlinge), deren Bestand zum Teil gefährdet ist.

Aus diesem Grund stehen Schilfröhrichte in Deutschland, Österreich und der Schweiz als besonders geschützte Biotope unter Naturschutz.

 

Feuersalamander mit länglichem, kräftigen Körperbau und gelb-schwarzer Zeichnung in einem Schilf-Röhricht
Bild: Feuersalamander (Salamandra salamandra), Reptil des Jahres 2016, Ende Oktober in einem Schilf-Röhricht in Bayern *

 

Schilfpflanzen sind ferner zu finden als dominante Pflanzenart in dichtwüchsigen Pflanzengemeinschaften (Phytozönosen) an Gewässerufern von Bächen, Flüssen, Seen und Teichen, die allgemein als Röhrichte bezeichnet werden.

In den Pflanzengesellschaften der Röhrichte finden sich zum Beispiel die folgenden großwüchsigen Sumpf- und Wasserpflanzen:

Froschlöffel, Igelkolben, Kalmus, Rohrglanzgras, Rohrkolben, Schneidried, Schwanenblume, Sumpf-Schwertlilie, Strandsimsen, Sumpfbinsen, Tannenwedel, Teichbinsen oder Wasserschwaden.

Zusammen mit diesen Röhrichtpflanzen bieten Schilf-Pflanzen zahlreichen Tierarten wertvolle Laich-, Larven-, Nistplätze und Lebensräume (Biotope).

 

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